Vor allem beim therapeutischen Reiten mit Autisten konnte Hestura in der Vergangenheit bemerkenswerte Erfolge erzielen. Besonders erstaunt hat uns die kleine Julia, die nun schon seit zwei Jahren regelmäßig zu uns kommt. Anfangs war sie ein Mädchen mit einer stark ausgeprägten Form des Autismus, sprach nicht, hatte unkontrollierbare Wutanfälle und verletzte sich und andere.
Pferde als idealer Therapiepartner
Pferde üben seit jeher aufgrund ihres beeindruckenden Auftretens und ihrer Intelligenz eine gewisse Faszination auf den Menschen aus. Pferde sind in der Lage, auf Stimmungen und Körpersprache ihres Gegenübers passend zu reagieren. Vor allem aber ihre vorbehaltlose Offenheit gegenüber dem Menschen und ihre Geduld, zusammen mit ihrem Reiter neue Dinge zu erlernen, machen sie zu einem geeigneten Therapiepartner.
Für Autisten wie Julia ist es gerade die vorbehaltlose Akzeptanz, die neue Welten eröffnet. Das mittlerweile siebenjährige Mädchen fand in unserer Islandstute Molda schnell ihr Lieblingspferd, mit der sie zunächst eine gewisse Therapieroutine aufbaute.
Therapeutisches Reiten begegnet Autismus auf unterschiedliche Weise
Diese individuell angepasste Therapieroutine garantiert körperliche, geistige, emotionale und soziale Förderung und Forderung. Bei autistischen Menschen, vor allem Kindern und Jugendlichen, stehen das Sozialverhalten, die Wahrnehmung und die Kontaktaufnahme im Vordergrund.
Je nach Intensität des Autismus oder der Entwicklung des Kindes kann die Kontaktaufnahme zum Pferd mit Berührungen beginnen, von der Erkundung des Pferdekörpers über Fühlen und Riechen bis hin zu ersten gemeinsamen Führübungen reichen.
Behutsam fangen wir mit Reiten in liegender und sitzender Position an, wobei das Tier gerade in den ersten Stunden dabei nicht in Bewegung sein muss. Julia ist in den ersten Therapiestunden hauptsächlich neben Molda hergelaufen, hat ab und zu etwas stärker am Führstrick gezogen und verwundert die Reaktion des Pferdes beobachtet.
Auch ungewohnte Abläufe werden akzeptiert
Gerade Kinder und Jugendliche können in der Gegenwart des geduldigen Pferdes viel ausprobieren und bekommen über die Reaktion des Tieres sofort ein Feedback, was für Autisten immens wichtig ist. So wurde Julia im Lauf der Einzelstunden aufgeschlossener, baute Blickkontakt zu ihren Therapeutinnen auf und ahmte deren Handlungen z.B. beim Putzen nach.
Durch therapeutisches Reiten können also neue psychische und soziale Entwicklungspotenziale ans Licht kommen, an denen man für eine nachhaltig positive Entfaltung der Persönlichkeit von Autisten ansetzen kann. So ließ sich Julia auf ungewohnte Therapieabläufe ein und hat z.B. akzeptiert, auf anderen Pferden als auf Molda zu reiten.
Vielfältige Sinneseindrücke lassen Menschen mit Autismus aufblühen
Neben der beeindruckenden Optik des Pferdes sind die Wärme, die das Tier ausstrahlt, sein Geruch und die Beschaffenheit des Fells wichtig.
Durch große körperliche Nähe zum Tier wie Streicheln, sich Anlehnen, Kuscheln und Liegen auf dem Pferd nehmen Menschen mit Autismus ihren eigenen Körper wahr. Das ist die Grundlage für weiterführende Reiterfahrungen, die schließlich in die Anbahnung und Entwicklung der Kommunikationsfähigkeit münden können.
All das war auch bei Julia zu beobachten. In den vergangenen beiden Jahren hat sie sich zu einem ausgeglichenen und lachenden Mädchen entwickelt, das Fragen formuliert, kommuniziert und Empathieempfinden zeigt. Bei Julias Eltern sorgte diese Veränderung für ebenso viel Erstaunen wie Freude.
Da Autismus von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich ausgeprägt sein kann, lassen sich gerade bei Kindern kaum allgemeine Aussagen zum individuellen Entwicklungspotential machen. Wir möchten Sie daher bitten, im persönlichen Gespräch mit uns die Möglichkeiten für ihr Kind zu besprechen.
Gerne lassen wir sie an unseren bisherigen Erfahrungen teilhaben und ermöglichen Ihnen den Austausch mit anderen betroffenen Familien. Außerdem bieten wir Ihnen an, zu einer kostenlosen und unverbindlichen Schnupperstunde an unseren Hof zu kommen. Wir freuen uns auf Sie!